Venlafaxin

Venlafaxin ist ein Arzneistoff, der in der Behandlung von Depressionen und Angsterkrankungen verwendet wird. Chemisch handelt es sich um ein Phenylethylamin-Derivat, das als selektiver Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SSNRI) seine Wirkung im Zentralnervensystem entfaltet.
(Quelle: Wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/Venlafaxin)

Tja was soll ich sagen. Mein erstes Antidepressivum gegen das ich mich erfolgreich 2 Jahre gewehrt hatte. '
Aber nun blieb mir keine Wahl. Ich wollte so nicht mehr leben, ich habe diese Panikattacken nicht mehr ausgehalten,
ich wollte nicht ständig in Angst leben.
Also verordnete mir die Neurologin im März 2015  Venlafaxin 75mg. - 37,5mg morgens / 37,5mg abends.

Die ersten 3 Wochen waren nicht so richtig schön.
Alpträume, so real wie noch nie!
Schweißausbrüche
Herzrasen
Beklemmungsgefühle
Schwindel und Kopfschmerzen


Mein Hausarzt erklärte mir, dass diese Medikamente eben eine gewisse Zeit (i.d.R. 3-5 Wochen) benötigen um richtig zu wirken. Ich sollte diese Zeit also abwarten und aushalten. Naaaaja gut. Gefallen hat es  mir zwar nicht, aber ich wollte ja unbedingt Hilfe, also zog ich das Ganze durch.
Nach den 3 Wochen des Aushaltens besserten sich diese "Einschleich-Symptome", aber meine anderen  Symptome blieben trotzdem bestehen.
Die Panikattacken kamen weiterhin, die Schmerzen blieben, die innere Unruhe und das Herzrasen auch. - Hatten mir nicht alle erzählt ich habe ein psychisches Problem?!? Müssten dann diese Psychopharmaka nicht auch irgendwie wirken und irgendwas verändern?
Ich hatte nicht das Gefühl, dass dieses Medikament irgendwas bewirkte, außer dass ich den ganzen Tag im Nebel stand.
Ich fühlte mich jeden Tag wie im Film. Wie hinter einer Wand. Stand völlig neben mir.

Normalerweise kullerten bei jedem Nicolas Sparks Buch/Film , beim König der Löwen und sogar bei TV-Sendungen in
denen sich Menschen nach 40 Jahren wiederfinden die Tränen, das ging nicht mehr. Ich konnte nicht mehr weinen.
Selbst bei meiner eigenen Hochzeit, bei der mein Mann und auch mein Vater eine herzergreifende Rede hielten, drückte ich nicht mal eine Träne raus.
Was war da los? So bin ich sonst doch nicht!!! Ich erkannte mich nicht wieder.
Die Symptome die mich ständig begleiteten waren immer noch da, aber mein "ich" war im Nebel verschwunden.
Es war ja schon schön, nicht mehr jeden Tag heulend in einer Ecke zu sitzen, aber gar keine Emotionen und Gefühle mehr zu haben, das konnte irgendwie auch nicht sein.
Also beschloss ich im Dezember 2015, dass ich dieses Medikament auf keinen Fall weiter nehmen möchte. Fast ein ganzes  Jahr ohne Emotionen und alles andere war trotzdem noch da? Nee Freunde nicht mit mir. Dafür brauche ich keine Medikamente.
Ich ging wieder zum Neurologen und sagte , dass ich das Medikament absetzen möchte.
Psychopharmaka MÜSSEN mit dem Arzt gemeinsam ausgeschlichen werden! Bitte keine Alleingänge und Experimente!

Sprecht vorher mit einem Arzt!


Naja es sei denn ihr habt so nen blöden Arzt wie ich. Meine eigentliche Neurologin war im Mutterschutz, also hatte ich das Vergnügen mit einem Kollegen von ihr.
     "Na wenn Sie meinen, absetzten zu wollen! Aber wir sehen uns in 2 Monaten dann eh wieder! Das schaffen Sie sowieso nicht ohne Medikamente"
Vielen Dank für Ihre Unterstützung. Wie setze ich das Mittel jetzt ab?
    "Lassen Sie es einfach weg!"
WIE BITTE? Ich denke das muss man ausschleichen!?
      "Ja aber nicht bei so einer homöopathischen Dosis die Sie nehmen"

Naja, dachte ich, der Mensch ist Arzt, wenn der das sagt... Tja man sollte vielleicht nicht immer jedem Arzt vertrauen.
Ich ging durch die Hölle.
Die Alpträume waren so schlimm, dass ich 2 Nächte  ins Bett machte.
Ich traute mich nicht mehr schlafen zu gehen aus Angst vor diesen Alpträumen.
Ich hatte Wahrnehmungsstörungen. Ich sah Dinge im Augenwinkel die gar nicht da waren.
Ich hatte nervöse Unruhezustände wie noch nie, Schweißausbrüche, Herzrasen inkl. Rhythmusstörungen, kurz gesagt es ging mir Hundeelend!
Was hatte sich dieser Neurologe nur dabei gedacht?
Nach 3 Wochen Absetz-Hölle ging es langsam wieder besser.
Meine "alten" Begleiter waren immer noch da, aber mein "ich" tauchte langsam aus dem Nebel wieder auf.

Also Grundsätzlich ist dieses Medikament wahrscheinlich gut verträglich. Nebenwirkungen (außer dem Nebel) hatte ich überhaupt keine.
Auch die halbjährliche Blutkontrolle, die bei der Einnahme von Psychopharmaka erfolgen sollte, war in Ordnung.
Aber wie schon gesagt, jeder reagiert anders!